Wenn diese Zeilen erscheinen, wird das Resultat schon feststehen. Eines ist jedoch klar, hätte nur das Quartier
abstimmen können, wäre ein «Nein» so sicher gewesen wie das Amen in der Kirche.
Wessels baut allerdings auf seine Gefolgschaft ausserhalb des Quartiers und verhält sich entsprechend. Warum sollten also auch andere Bewohner so abstimmen? In einer Podiumsdiskussion des NQV St. Alban-Gellert konnte man die Empörung der Anwesenden mit Händen greifen. Dafür waren Lisa Mathys (SP) und Georg Mattmüller (SP), Präsident des Behindertenforums, der allerdings nach dem Votum einer Behinderten seine Haltung relativierte. Dagegen waren Claudio Bachmann, alle Anwohner und Robert Schiess, ehemaliger Obmann des Heimatschutzes Basel.
Schutzlos ausgeliefert
Es geht – oder besser gesagt ging – darum, ob man alle Trottoirs in der St. Alban-Vorstadt entfernen sollte. Die Anwohner sind dagegen, da sie auf der viel befahrenen Durchgangsstrecke keinen Schutz als Fussgänger geniessen und von einem Velo, Auto oder sonstigem Fahrzeug angefahren werden könnten.
In der St. Alban-Vorstadt gibt es auch mehrere Schulen – damit ist die Gefahr besonders gross, dass ein Kind unter die Räder gerät. Besonders im Sommer, wenn viele Kinder im Schöneck-Brunnen baden. Es gibt auch ein Altersheim, dessen Bewohner nicht mehr so fit sind, dass sie sich durch einen Sprung vor einem heranrasenden Velo retten könnten – und von diesen gibt es leider viel zu viele.
Das ist dem Vorsteher des Baudepartements und der SP allerdings egal, sie verfolgen ihre sozialistische Agenda, bei der sogenannte Begegnungszonen ein wichtiger Punkt sind. Dabei geht es allerdings nicht um Begegnung – diese haben die Bewohner der St. Alban-Vorstadt ohnehin – sondern darum, das Auto aus diesen Zonen zu verbannen. Nur das Velo darf noch bleiben, leider! Viele rasen nämlich ohne jegliche Rücksicht auf die Tempo-20-Limite, denn sie haben ja keine Nummer und somit wird sie auch niemand anzeigen können.
Begegnung der anderen Art
Lisa Mathys setzte sich vehement für das Projekt ein, denn nach ihrer Ansicht ist alles ungefährlich und nur eingebildet. Auf meine Frage, wer für Unfälle zahlen würde, da die Velofahrer ja keine Haftpflichtversicherung mehr hätten und auch nicht identifiziert werden könnten, meinte sie, in einer Begegnungszone würden nie Unfälle passieren und man solle nicht in Horrorszenarien denken. Diese Aussage wurde allerdings von einem Herrn relativiert, der die Sissacherstrasse als negatives Beispiel aufführte. Er erzählte, dass die Behörden dort auch eine Begegnungszonze errichten wollten. Nach verschiedenen Unfällen wurde das Projekt still begraben. Die Bewohner hatten Glück, kann man da nur sagen.
Gefährliches Pflaster
Kommt dazu, dass die neue Pflasterung bei Frost glatt, bei Regen glitschig und bei jedem Wetter holprig ist. Das überfordert Rollstuhlfahrende und von denen gibt es wegen des Altersheims Ländli genug. Eine Schwester dieses Altersheimes, die noch gut zu Fuss war, rutschte ausgerechntet dort aus, wo der Vortrag stattfand – nämlich auf dem Pflasterbelag des Vorstadttheaters. Dabei verletzte sie sich ziemlich schwer.
Weitere Argumente finden sich auch beim Heimatschutz Basel. Das Stadtteilsekretariat Basel West veranstaltet einen Anlass «Stadt gestalten – Sie sind eingeladen» und ruft die Bevölkerung auf, daran teilzunehmen. Das ist meiner Meinung nach verlorene Zeit, denn die üppig subventionierten Stadtteilsekretariate sind der verlängerte Arm der Regierung und wurden als «Konkurrenz» zu den unabhängigen Neutralen Quartiervereinen gegründet. Überdies hat die Bevölkerung, wie das Beispiel St. Alban-Vorstadt zeigt, rein gar nichts zu gestalten oder zu sagen.
Wertlose Basler Verfassung
Da in der neuen Basler Verfassung eine Mitwirkung der Quartierbevölkerung vorgeschrieben wird, ging die Frage, wie das denn nun sei, an die Befürworter. Die Antwort: Die St. Alban-Vorstadt wurde auf Anordnung des Baudepartements zur Innenstadt erklärt, bei der die Anwohner nichts zu sagen haben. Das kann jedem Quartier passieren und so komme ich zurück zu meiner Frage, warum auch andere Quartiere zustimmen sollten. Ganz einfach deshalb, weil sie sonst auf Anordnung des Baudepartements nichts mehr zu sagen hätten. Das Beispiel zeigt: Die Basler Verfassung ist das Papier nicht wert auf dem sie gedruckt ist.