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Stadt, Land und Bund verkehren zusammen

Um die zunehmende Mobilität in der nahen Zukunft zu meistern, haben die Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft zusammen mit dem Bund ein vernetztes Gremium gebildet – auch hier ist das neue Denken «Verkehr geht nur miteinander» angekommen.

Dr. Sabine Pegoraro (Basel-Land)

Basel ist nach Zürich die Schweizer Stau-Stadt Nummer zwei! Baustellen – und das überrascht – machen nur noch 1 % der Staugründe aus. Neun von zehn Staustunden werden durch Verkehrsüberlastung verursacht, und zwar nicht nur auf der Strasse! Die Erwartungen bis ins Jahr 2040 werden wie folgt vorausgesagt: ÖV plus 50 %, Auto plus 20 % und Velo plus 30 %. Denkanregend ist auch die Tatsache, dass der ÖV zu 70 % auf der Strasse stattfindet.

Jürg Röthlisberger (ASTRA)

Es sei vorbildlich und leider nicht in jedem Kanton möglich, eine Zusammenarbeit aufzubauen, wie sie nun mit den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft geschieht. Nur wenn alle einsehen, dass eine «Egolösung» für nur einen Verkehrsträger das Verkehrsaufkommen nicht bewältigen kann, haben wir die zukünftige Mobilität im Griff.

Dr. Hans-Peter Wessels (Basel-Stadt)

Um die aktuelle Strassensituation in den Griff zu bekommen, ist der geplante Rheintunnel mit zwei Röhren zu je zwei Fahrspuren in jede Richtung enorm wichtig. Ab 2020 soll es losgehen, das Budget beläuft sich auf zwei Milliarden Franken. Gleichzeitig soll die Strecke Hagnau – Augst auf die maximal möglichen acht Spuren ausgebaut werden. Die beiden Eröffnungen sollen übrigens gleichzeitig stattfinden. 

Grosse Überraschung mit Potenzial

Als die drei Parteien plötzlich von einem neuen Westring unter der Stadt sprachen, war das Erstaunen gross. Ein Gundeli-Tunnel sei nur ein Flickwerk und könne nicht im Gesamtschnellstrassen-Konzept integriert werden. Ein Westring würde sämtliche Anwohner, die von einem nahen Autobahnzubringer ausgeschlossen sind, verbinden und so von Quartierstrassen abhalten. Zudem sei eine Alternative zum aktuellen Ostring enorm wichtig, um die zukünftigen Sanierungen verträglich zu machen. 

Mii Quartier meldete sich zu Wort

Ein zukünftiger Westring, dessen Fertigstellung wohl Jahrzehnte dauern würde, könnte einen Traum wahr werden lassen. Mit dem Abbruch der oberirdischen Osttangente entsteht nicht nur Ruhe und neues Leben, sondern ein ganz neues Stadt- und Quartierbild. Das muss doch das Ziel sein! (mQ)

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 «Zämme besser»-Initiativen

Die beiden Initiativen des Gewerbeverbandes Basel-Stadt zielen auf ein besseres Miteinander aller Verkehrsteilnehmer ab und wollen das andauernde Gegeneinander-Ausspielen der einzelnen Verkehrsträger beenden. Um das zu erreichen, fordert die erste Initiative «Zämme fahre mir besser» die
Streichung der 2010 beschlossenen Reduktion des motorisierten Verkehrs um zehn Prozent aus dem Umweltschutzgesetz. Die letzten Jahre haben deutlich gemacht, dass diese Vorgabe mit einer wachsenden Stadt nicht zu vereinbaren ist und den Bedürfnissen der Bevölkerung zuwiderläuft.

Die zweite Initiative «Parkieren für alle Verkehrsteilnehmer» will die Parkiersituation für alle Verkehrsteilnehmer verbessern: für Velos, Roller, Motorräder und Autos. Bei jeder Aufhebung eines Parkplatzes muss ein qualitativ wie quantitativ gleichwertiger Ersatz in einem Radius von 200 Metern geschaffen werden. Davon profitieren nicht nur die Läden und Gewerbetreibenden, sondern auch die Anwohnerinnen und Anwohner in den Quartieren, die heute unter dem starkem Suchverkehr leiden.