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Die ersten 100 Tage im neuen Tierheim

Über hundert Tage bereits ist das neue Tierheim an der Birs in Betrieb. Zeit, um sich im Haus umzusehen und Fragen an eine Vertreterin und einen Vertreter des Vereins Tierheim beider Basel zu stellen, die bei der Betreuung von Haustieren wertvolle Arbeit leisten.

Vor rund sechs Jahren wechselte das Tierheim beider Basel ins Walzwerk in Münchenstein gleichsam ins Exil, damit allenfalls ein neuer Standort in resp. in der Nähe von Basel gefunden oder die «Heimkehr» an das angestammte Domizil in der Breite geplant und umgesetzt werden kann. Nach umfangreichen Abklärungen und Evaluationen entpuppte sich die «Heimkehr» als beste Lösung. Erfreulich ist, dass sowohl für die betreuten Tiere wie für die Mitarbeitenden die Heimkehr vor gut 100 Tagen gut verlaufen ist und sich alle am neuen alten Standort wieder gut eingelebt haben.

Ganz ohne Nebengeräusche verlief die Heimkehr aber nicht. So waren die Arbeiten beim Bezug des neuen Tierheimes noch nicht abgeschlossen, auch ergaben sich unverzichtbare Anpassungen und Optimierungen, die derzeit ausgeführt werden. Diese Arbeiten werden allesamt bis Ende Jahr abgeschlossen sein, weshalb das vorgesehene Eröffnungsfest auf das kommende Frühjahr verlegt werden musste. Das Gebäude selber war bei der Rückkehr bezugsbereit und bietet den hier lebenden Tieren ein ideales Lebensumfeld.

Dennoch gab es in den Medien einzelne, unerwartet heftige Kritik am Projekt, an den Baukosten, der langen Planungs- und Bauzeit und der Wiederansiedlung des Tierheimes an seinem ursprünglichen Standort. Aber auch über Lärm und Geruchsemissionen und weiteres mehr wurde in Zeitungsberichten geklagt. Grund genug für Mii Quartier, einen Augenschein zu nehmen und im offenen Gespräch mit Verantwortlichen des Tierheimes beider Basel sich informieren zu lassen. Das Gespräch mit Sandra Müller (Dienstleistungen) und Daniel Bader (Fundraising und Kommunikation) führten die Redaktoren von Mii Quartier, Stephan Fluri und Heiner Leuthardt.

Mii Quartier: Wie wurde das Tierheim beider Basel bei seiner Heimkehr empfangen?

Sandra Müller: Beim Zügeltag kamen die Bewohnerinnen und Bewohner des Breitequartiers, aber auch von weiter weg, und nahmen Anteil an unserer Rückkehr. Es kam zu Gesprächen, auch über den Garten- resp. den Schrebergartenzaun hinweg. Alle Leute äusserten sich positiv und auch jetzt gibt es in den direkten Gesprächen keine negativen Äusserungen uns gegenüber.

Verschiedenes wurde kritisiert, darunter die spezielle Gebäudeform, die als zu aufwendig etc. abqualifiziert worden ist. Auch die Gestaltung der Tiergehege, wie etwa bei den Hunden, wurde kritisiert.

Daniel Bader: Die Gebäudeform eines «U» wurde nicht gewählt, damit sich Beteiligte ein Denkmal setzen können, wie unterstellt worden ist, vielmehr entsprechen wir damit der Tiergesetzgebung. Aufgrund von Erkrankungen, unklarem Gesundheitszustand und aus ähnlichen Gründen müssen wir immer wieder uns anvertraute Tiere von den anderen isolieren. In dieser kritischen Phase dürfen sich die Wege der gesunden Tiere nicht mit jenen, die in der Quarantäne sind, kreuzen. Mit der gewählten U-Form unseres Gebäudes, das zudem die Möglichkeiten unseres Areals optimal ausschöpft, kann diese Vorgabe des Gesetzgebers sehr gut eingehalten werden. Sie dürfen mir glauben, dass wir einen einfachen, rechteckigen und damit kostengünstigeren Grundriss der U-Form vorgezogen hätten.

Bei den Tiergehegen wurde die kritisierte graue Farbe bewusst gewählt, weil man von der Tierpsychologie weiss, dass das Grau auf die Tiere nicht deprimierend wirkt, sondern beruhigend. Beim Konzept der Gehege wurde auf eine leichte Reinigungsmöglichkeit geachtet und damit auf gute hygienische Bedingungen. Die Tierpflegerinnen und -pfleger ergänzen mit Decken und ähnlichen Ausstattungselementen die Gehege, um diese wohnlicher zu gestalten. Die Hunde aber schieben diese meist zur Seite und legen sich auf den kühlen Boden.

Weshalb wurde der Neubau überhaupt gemacht. Hätte man die alte Anlage nicht einfach erneuern können?

Sandra Müller: Mit Inkrafttreten des Tierschutzgesetzes im Januar 2013, mit dem u.a. festgehalten wird, dass das Tier keine Sache ist, sondern ein Lebewesen, wurde eine neue Ausgangslage bei der Tierhaltung geschaffen. Dort wird auch festgeschrieben, dass bei der Tierhaltung jedem Tier mehr Raum zur Verfügung gestellt werden muss. Diese Anforderung, wie weitere auch, hätten im alten Gebäude nicht erfüllt werden können, daher wurde die Suche nach einer anderen Lösung intensiv angegangen. Dies auch, weil das Gesetz eine Frist zur Umsetzung seiner Vorgaben setzt.

Wie ist die Suche nach einer anderen Lösung zu verstehen, wie Sie es formuliert haben?

Sandra Müller: Wir suchten einen Ersatzstandort für das alte Tierheim mit einer geeigneten Lage und grossen Grünausläufen.

Wie meinen Sie das?

Sandra Müller: Für uns stand die Rückkehr an unseren angestammten Standort in der Breite nicht im Vordergrund, vielmehr suchten wir vor allem in der Agglomeration von Basel nach geeigneten Standorten. Rund 50 Areale prüften wir und machten Baueingaben. Sie scheiterten, weil entweder bereits andere Vorhaben geplant waren, wie etwa beim Allschwiler Weiher oder weil Einsprachen gegen unser Projekt die Realisierung verunmöglichten, wie zum Beispiel in Oberwil.

Also blieb Ihnen nur die «Heimkehr» in die Breite?

Sandra Müller: Das ist richtig. Wir sind froh und dankbar, dass uns der Kanton unser angestammtes Areal freigehalten hat und weiterhin in einem langfristigen Baurechtsvertrag zur Verfügung stellt. Ohne dieses wären wir jetzt heimatlos.

Wie beurteilen Sie den Standort und das zur Verfügung stehende Areal?

Daniel Bader: Die Lage in der Nähe der Stadt und der Agglomeration wie auch die gute Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Verkehrsmittel und dem Auto sind grundsätzlich gut. Eine Herausforderung aber bildete, eine gute Lösung für die optimale Nutzung des Areals zu finden. Ein Nachteil ist auch, dass wir keinen direkten Zugang von der Zürcherstrasse her realisieren durften und wir nur drei Besucherparkplätze im Areal betreiben können. Beides wurde von den Behörden so bestimmt. Daher kann man mit dem Auto nur durch das Quartier und durch enge Strässchen zu uns gelangen. Lieferanten mit Lastwagen kommen gar nicht durch und müssen ihre Ware mit einem Handwagen über eine längere Strecke transportieren. Demgegenüber wurden 18 Abstellplätze für Zweiräder vorgeschrieben, was aber nicht unbedingt den Bedürfnissen der Besucher und Kunden entspricht.

Da werden gemischte Gefühle gegenüber dem Kanton spürbar.

Daniel Bader: Das ist so. Einerseits sind wir ausgesprochen froh und dankbar, dass wir an unseren angestammten Standort zurückkehren durften. Andererseits wünschten wir uns ein realitätsnahes Denken, das unsere betrieblichen Anforderungen stärker gewichtet, dazu gehört die bereits erwähnte direkte Zufahrt über die Zürcherstrasse, eine betriebsgerechte Zahl von Parkplätzen oder ein Abfallentsorgungssystem, ähnlich wie es im Baselbiet besteht.

Wie sieht dieses aus?

Daniel Bader: In Münchenstein zum Beispiel wird, wie in anderen Baselbieter Gemeinden, der Abfall nach Art getrennt abgeholt, also Haushaltabfall, Papier, Karton, organische Abfälle etc. Organische Abfälle werden gratis eingesammelt und zur Vergärung nach Pratteln in die Biogasanlage gebracht. In Basel ist dies nicht der Fall. Das Abholen der bei uns anfallenden organischen Abfälle ist derart teuer, dass wir uns dies nicht leisten können. Also entsorgen wir diese mit den Gewerbeabfällen, deren Abfuhr massiv günstiger ist. Dies ist aus ökologischer Sicht nicht gerade sinnvoll.

Trotz der Probleme gewinnt man den Eindruck, dass Sie gerne hier sind. Was konnten Sie mit dem Neubau im Vergleich zum Vorgängerbau verändern?

Sandra Müller: Ja, wir sind gerne hier und der Neubau ermöglichte uns viele Änderungen. Bereits erwähnt haben wir die verbesserte Hygiene und das Farbkonzept. Das neue Gebäude verfügt über gleichbleibende Temperaturen und erfüllt die Vorgaben der geltenden Tierschutzverordnung. Ebenso konnten die internen Abläufe optimiert werden, so sind die Tiere weniger gestresst und fühlen sich wohler, um nur einige Punkte anzusprechen.

Beim Rundgang ist uns die braune Arbeitskleidung der Tierbetreuerinnen und -betreuer aufgefallen.

Daniel Bader: Den Neuanfang nutzten wir zum Austausch der Arbeitskleider und wählten bewusst Braun als eine warme Farbe. Die Shirts werden in verschiedenen Pastellfarben sein, um damit einen feinen Farbakzent zu setzen. Das neue Konzept wurde erstellt, weil das Tierheim an der Birs in die Stiftung TBB Schweiz überführt wurde.

Das Tierheim beider Basel stand seinerzeit im Ruf, die Besucher unfreundlich zu empfangen und zu betreuen. Auch hinsichtlich Sauberkeit und Hygiene etc. war der Ruf schlecht.

Sandra Müller: Das alte Tierheim mit seinen beengten Platzverhältnissen erschwerte unsere Arbeit und belastete dementsprechend die Stimmung der Mitarbeitenden sehr. Der Wechsel ins Provisorium und jetzt die Rückkehr forderte unser Personal zusätzlich sehr, doch stellen wir fest, dass sich mittlerweile die Stimmung massiv verbessert hat. Sie wird sich weiter verbessern, sobald wir definitiv eingelebt sind. Eine gute Stimmung ist wichtig für die von uns betreuten Tiere ebenso wie für Sie als Besucher. Bereits jetzt bin ich überzeugt, ist es für Sie und alle, die zu uns kommen, eine Freude, hier sein zu können. Wir empfangen Sie gerne.

Wie viele Tierarten betreuen Sie und wie viele Tiere sind es, die im Schnitt bei Ihnen leben?

Sandra Müller: In unserem Tierheim betreuen wir über 20 verschiedene Tierarten. Und im Schnitt bieten wir rund 330 Tieren einen Platz, bis sie weitervermittelt werden können.

Was wird bei der Tierpflege vorausgesetzt? Könnten wir zwei nicht auch als Betreuer resp. Betreuerin eingesetzt werden, da wir beide Erfahrung mit Haustieren haben?

Sandra Müller: Nein, das Tierschutzgesetz schreibt die Voraussetzungen genau vor. Ab dieser Tierheimgrösse wird für die verantwortlichen Tierbetreuer die Ausbildung zur/zum eidg. diplomierten resp. diplomierten Tierpflegerin oder Tierpfleger vorausgesetzt. Hinzu kommen geschulte Hilfskräfte. In unserem Haus bieten wir daher auch Lehrstellen für angehende Tierpflegerinnen und -pfleger an.

Können Ihre Mitarbeitenden alle anfallenden Arbeiten bewältigen?

Sandra Müller: Im Prinzip ja, doch gerade bei den Hundespaziergängen sind wir auf Freiwillige angewiesen, die mit den von uns betreuten Hunden unterwegs sind.

Haben Sie genügend Freiwillige, die bei den Hundespaziergängen mitmachen?

Sandra Müller: Zum Glück ja! Aktuell haben sich rund 250 Personen für diesen Einsatz gemeldet. Dabei ist es den Interessentinnen und Interessenten freigestellt, wie häufig sie mit einem Hund unterwegs sind. Daher sind wir auch froh, wenn sich weitere Freiwillige melden.

Sind auch schon Tiere ausgerissen?

Sandra Müller: Das kommt vor. Gerade Hunde oder Katzen sind sehr lernfähig und packen ihre Chance für einen unbegleiteten Ausflug. Das Haus ist aber in einer Weise konzipiert, dass sie nicht nach aussen entwischen können.

Diese Tiere kommen bekanntlich nicht freiwillig zu Ihnen. Was sind die häufigsten Gründe, dass ein Tier ins Tierheim beider Basel gebracht werden muss?

Sandra Müller: Auslöser ist eigentlich immer der Tierhalter, der sein Tier aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr bei sich behalten kann. Gründe sind private Veränderungen wie Unfall, schwere Erkrankung, Spitalaufenthalt, Eintritt ins Pflegeheim, Wegzug, Partnerschaftskrisen, Scheidung, Todesfall aber auch Überforderung oder nicht artgerechte Tierhaltung.

Kann das Tierheim beider Basel Tierbesitzern ihr Tier zwangsmässig wegnehmen, wenn dieses nicht korrekt gehalten wird?

Sandra Müller: Nein. Wir beschäftigen aber zwei Tierschutzbeauftragte, die Meldungen über eine problematische Tierhaltung nachgehen. Sie suchen den Kontakt zu den gemeldeten Tierhaltern, beraten sie, machen Vorschläge für die Verbesserung der Tierhaltung, setzen für die Umsetzung Fristen und kontrollieren danach, wie die Vorgaben umgesetzt worden sind. Wenn der Tierhalter alles korrekt ausführt, hat dies keine weiteren Konsequenzen, weigert er sich und alles bleibt unverändert resp. wird nur ansatzweise umgesetzt, dann melden die Tierschutzbeauftragten dies dem Veterinäramt, das dann einschreitet.

Wie gelangen die Meldungen über schlechte Tierhaltung zu Ihnen?

Daniel Bader: Diese Meldungen erhalten wir vom Veterinäramt und der Polizei , aber auch von Nachbarn etc. Sie können Ihre Beobachtungen jederzeit bei uns melden. Auf unserer Homepage www.tbb.ch können Sie ebenfalls Ihre Beobachtungen hinterlegen, auf Wunsch auch anonym.

Tiere, die zu Ihnen kommen, bleiben in der Regel nicht bis zu ihrem Tod, sondern werden weitervermittelt.

Sandra Müller: Das ist so. In den vergangenen 10 Jahren konnten wir nur eine Springmaus nicht weitervermitteln, weil sie sich bei den jeweiligen ausgesuchten Tierhaltern schrecklich aufführte, sodass es für diese nicht tragbar war. Also behielten wir die Springmaus bei uns, weil sie sich wohl fühlte und jedes Mal eine grosse Show abzog, wenn Schulen uns besuchten. Im Normalfall vermitteln wir die Tiere selber weiter, dabei hilft uns die Präsenz in den Medien wie dem Telebasel. Nicht nur bei schwer vermittelbaren Rassen arbeiten wir ebenfalls mit Partnerorganisationen im In- und Ausland zusammen. Ausser unseren zwei Echsen und die vier Reisfinken vermitteln wir alle unsere Tiere an geeignete Tierhalter.

Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, damit Sie mir zum Beispiel einen Hund anvertrauen?

Sandra Müller: Natürlich haben Sie eine Wunschvorstellung, die wir berücksichtigen. Das vergleichen wir mit der Geschichte unserer Tiere, um für dieses die beste Pflege und damit ein gutes neues Zuhause vermitteln zu können. Mit jedem Interessenten führen wir vor der Abgabe eines Tieres mehrere Gespräche, bei denen auch verschiedene Tierpfleger involviert sind. Weiter muss der Interessent einen umfangreichen Fragebogen ausfüllen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse berücksichtigen wir, aber am wichtigsten ist für uns letztlich die Reaktion des jeweiligen Tieres. Dieses signalisiert sehr schnell, ob ihm der neue Besitzer gefällt oder nicht. Sind diese Schritte positiv verlaufen, dann kommt das Probenwochenende, um ganz sicherzugehen.

Ja und dann verlangen Sie ja noch Geld für das Tier. Ist das nicht Tierhandel?

Sandra Müller: (Lacht) Sicher nicht! Das ist eine Schutzgebühr, die bei Hunden 500 Franken und bei Katzen 300 Franken pro Tier beträgt. Dieser Geldbetrag deckt nicht einmal die medizinische Versorgung, die beim Eintritt eines Tieres von uns geleistet wird. Wenn ein Interessent den Betrag bezahlt, dann wissen wir noch mehr, dass er oder sie es ernst meint und ihm oder ihr die Verantwortung mit der Übernahme bewusst ist.

Gibt es ein Rückgaberecht für Tiere, die das Tierheim beider Basel vermittelt hat?

Sandra Müller: Ja, das ist eine besondere Pflicht resp. ein besonderes Recht, das verhindert, dass Tiere irgendwann ausgesetzt werden. Ebenfalls schreiten wir bei nicht tiergerechter Haltung ein. Das Rückgaberecht gilt, solange das Tier lebt.

Was raten Sie Tierhaltern, besonders auch angehenden?

Sandra Müller: Jeder Mensch, der ein Tier halten möchte, sollte sich vor der Anschaffung genau informieren, denn er geht mit der Anschaffung eine jahrelange Verantwortung ein, und das für ein Lebewesen in seiner privaten Umgebung. Wir begrüssen es daher, wenn Interessierte uns vor der Anschaffung besuchen und sich bei uns informieren. Dies ist jederzeit möglich.

Ein sensibles Thema ist auch, wenn ein Tier stirbt. Wie gehen Sie dann vor?

Sandra Müller: Wir unterscheiden, ob es sich um Tiere handelt, die zum Weitervermitteln bei uns leben, oder ob es sich um Tiere handelt, die uns bei Abwesenheiten der Besitzer anvertraut werden. Bei Tieren zum Weitervermitteln werden die Kadaver der Wasenmeisterei übergeben. Oft hat sich mit dem Aufenthalt der Tiere bei uns zwischen ihnen und den Tierpflegern ein besonderes Verhältnis entwickelt. In diesem Fall unterstützen wir die Betroffenen beim Abschied nehmen. Bei Tieren, die uns von Privatpersonen vorübergehend anvertraut worden sind und die bei uns sterben, kontaktieren wir sofort die Besitzer, um mit ihnen das weitere Vorgehen abzusprechen. Gleichzeitig stehen wir ihnen auch mit Rat und Tat zur Seite.

Diesen absehbaren Verlust könnte man ja auch mit den sich in Entwicklung befindlichen Robotertieren vermeiden, Finden Sie nicht?

Daniel Bader: Das Angebot von künstlichen Tieren ist vielleicht gar nicht so schlecht, wenn man sieht und erlebt, unter welchen problematischen Umständen Tiere leben oder gehalten werden. Dennoch werden die künstlich kreierten Tiere die lebenden Tiere nicht ersetzen können, da ihnen das Emotionale fehlen wird. Dementsprechend wird es auch in Zukunft Institutionen wie unser Tierheim geben.

À propos Zukunft! Wie kann das Tierheim finanziell überleben, wenn es keinen Tierhandel betreibt, wie Sie zuvor betont haben?

Sandra Müller: Gut einen Drittel der Einnahmen generieren wir durch unsere Dienstleistungen wie die Aufnahme von Tieren während der Abwesenheit der Besitzer, kostenpflichtige Kurse, Tierphysiotherapie, Tiercoiffeur, Vorträge, aber auch die  Vermietung des geeigneten Raumteils für Kindergeburtstage, Feiern etc. Wir bieten auch Hundekurse für Kinder und Erwachsene an und verfügen über Therapiehunde. Eine zentrale Rolle spielt das Fundraising, mit dem wir Firmen, Stiftungen sowie Private direkt ansprechen. Jede einzelne Spende, ob gross oder klein, ist für uns wichtig. Von gewissen Lieferanten werden wir ebenfalls mit Naturalspenden, etwa Tierfutter, unterstützt.

Verfolgen Sie auch Projekte mit Kranken resp. Menschen mit einer Behinderung wie auch Minderbemittelten?

Sandra Müller: Einzelne Mitarbeitende bilden Therapiehunde und Blindenhunde aus, mehr können wir aufgrund des Tierschutzgesetzes nicht machen. Gerade das Einbeziehen von Menschen mit einer Behinderung in der Tierpflege ist uns nicht möglich. Demgegenüber unterstützen wir durch die Vermittlung der Winterhilfe Menschen in schwierigen Lebenssituationen und Minderbemittelte mit Tierfutter, damit sie ihre Tiere trotz fehlender finanzieller Mittel weiter behalten können.

Zum Schluss die Frage, die sich ans Quartier richtet: Haben Sie Wünsche an die Quartierbevölkerung?

Sandra Müller: Wie ich bereits erwähnt habe, sind wir nach unserer Rückkehr sehr gut aufgenommen worden. Wir sind sehr dankbar für die gute Aufnahme. Es gab bereits wieder erfreuliche Kontakte, die wir gerne pflegen und erweitern möchten. Was vermutlich nicht nur uns stört, ist, dass gängige Regeln nicht eingehalten werden, Leute Abfälle achtlos wegwerfen etc. Da fehlt der gegenseitige Respekt, den wir gerne fördern helfen. Den Quartierbewohnern haben wir Kurse versprochen, die wir so schnell wie möglich anbieten werden, wie etwa den Hundespazierkurs. Wenn Anliegen von Seiten der Quartierbevölkerung bestehen, dann sind wir offen für das Gespräch, auch zeigen wir ihnen gerne unser Tierheim an der Birs.