In der Hardstrasse werden in naher Zukunft 50 Autoparkplätze verschwinden.
Politik / Wirtschaft

Hintergründe zum Parkplatzabbau in der Hardstrasse

Die jüngste Diskussion, dass in der Hardstrasse 50 Parkplätze abgeschafft und für deren Ersatz Parkplätze im neuen Kunst-Museum-Parkhaus geschaffen werden, stösst bei den Betroffenen auf Unverständnis. Alexandra Nogawa hat für Mii Quartier beim Bau- und Verkehrsdepartement nachgefragt. Marc Keller, Leiter Kommunikation Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt beantwortete ihre Fragen.

 

In der Hardstrasse sollen 50 Parkplätze aufgehoben werden. Wie kommt das Bau- und Verkehrsdepartement dazu, ein solches Projekt umzusetzen?
Marc Keller. Wir verstehen sehr gut, dass die Aufhebung von 50 Parkplätzen Anlass zu Fragen gibt. Wie kam es dazu? Die Anforderungen an die Verkehrssicherheit haben sich seit den 1970er-Jahren, als die Hardstrasse letztmals erneuert wurde, stark geändert: Einerseits sind die Autos deutlich grösser, breiter und schwerer geworden und anderseits stellen alle Verkehrsteilnehmenden heute (zu Recht) wesentlich höhere Ansprüche an die Verkehrssicherheit als früher. Entsprechend haben sich die Normen des Bundes, an die wir uns halten müssen, geändert. Und das braucht Platz. So tragen die neuen Normen zum Beispiel dazu bei, dass Kinder die Autos frühzeitig erkennen, wenn sie einen Fussgängerstreifen betreten. Alleine zu Gunsten der Verkehrssicherheit müssen in der Hardstrasse 28 Parkplätze entfernt werden, weil dies die geltenden Vorschriften nötig machen.

Die heutigen Tramhaltestellen in der Hardstrasse zählen zu den unkomfortabelsten der Stadt. So müssen Trampassagiere heute vom Niveau der Strasse rund 30 cm (zwei Treppenstufen!) überwinden, um ins Tram ein- oder wieder auszusteigen. Das ist vor allem für ältere Menschen, Gehbehinderte oder für Eltern mit Kinderwagen eine Zumutung. Um diese Haltestellen gemäss Bundesgesetz korrekt, also niveaugleich, zu gestalten, müssen weitere 16 Parkplätze aufgehoben werden.

Wo sollen die Leute denn ihr Auto abstellen, wenn sie nicht zum Beispiel ins weit entfernte Kunst-Museum-Parking ausweichen sollen?
Im Rahmen der Möglichkeiten erhalten wir so viele Strassenparkplätze wie möglich, nämlich 91 von insgesamt 141 über die ganze Länge der Hardstrasse. Es ist auch dem Regierungsrat ein grosses Anliegen, möglichst viele Parkplätze zu erhalten – aber an die Normen müssen wir uns halten.

Im Gellert liegt die allgemeine Auslastung der Parkplätze seit der Einführung vorwiegend blauer Parkplätze mit Anwohnerparkkarte bei rund 80 bis 90 Prozent. Das ist im städtischen Quervergleich ein guter Wert. Er bedeutet, dass auch künftig, also nach der Aufhebung der Parkplätze, mehr Parkplätze zur Verfügung stehen werden als in anderen Quartieren unserer Stadt.

Ist es zumutbar, nachts vom Kunstmuseum per Tram oder zu Fuss in die Hardstrasse zu gehen? Besonders für ältere Leute ist es das wohl kaum, da es mindestens eine halbe Stunde (zu Fuss oder Tram inclusive Fahr- und eventuelle Wartezeiten) dauert.
Es ist natürlich nicht die Idee, dass die Anwohnerinnen und Anwohner statt im Quartier – in der Hardstrasse oder in einer der zahlreichen Nebenstrassen – im Parking Kunstmuseum parkieren! Das wäre zwar möglich, aber in der Tat nicht sehr praktikabel. Im Quartier stehen aber im städtischen Vergleich genügend Parkplätze zur Verfügung. Die neuen Parkplätze im Kunstmuseum-Parking bieten sich vor allem für die Besucherinnen und Besucher der Museen oder der Innenstadt an.

An der Hardstrasse hat es auch Gewerbebetriebe und Läden. Diese haben auch Angestellte, oft auch GrenzgängerInnen. Diese leben oft nicht in der Nähe einer Tram- oder Zughaltestelle. Sie sind also auf das Auto angewiesen. Auch Handwerker können ihre Utensilien nicht zu Fuss transportieren. Wo sollen sie ihr Auto abstellen?
Es stellen sich im Gellert dieselben Fragen wie überall sonst in der Stadt auch. Wir stellen fest, dass sich vor jeder Umgestaltung viele Leute Sorgen machen – und sich in der Praxis dann immer alles gut einspielt. Auch nach der Umgestaltung werden im Gellert genügend Parkplätze zur Verfügung stehen.

Die Läden sind natürlich auch auf Kunden angewiesen, die sehr oft vor dem Laden parkieren und dort die Waren einladen. Wenn sie das nicht mehr können verlieren diese Läden Kunden. Ist das zumutbar? Ärzte und SpitexmitarbeiterInnen können ihre Patienten nur mit einem erhöhten Zeitaufwand besuchen.
Es kann keine Rede davon sein, dass Arztbesuche und anderes künftig nicht mehr möglich sein sollen. Wie gesagt: Zwei Drittel der Parkplätze in der Hardstrasse stehen auch nach der Umgestaltung zur Verfügung. Ich bin überzeugt davon, dass sich in der gelebten Praxis zeigen wird, dass Ladenkundschaft, Handwerker und Gesundheitspersonal weiterhin im Gellert gut werden «kutschieren» können.